Höchste Zeit für eine gute Selbstfürsorge

Empathisch sein: Ja!
Aber: Wähle bewusst, womit du in Resonanz gehst.

Es ist Anfang März, die Pandemie noch nicht überstanden, da folgt der Krieg in der Ukraine. Unsere psychische Widerstandskraft, die Resilienz ist nach dem langen grauen Winter mit seinem Social Distancing und der ganzen Corona-Disziplin bei vielen geschwächt. Und nun folgt ohne Atempause die nächste Herausforderung. Immerhin - die Märzsonne verwöhnt uns mit ihrer strahlenden, wärmenden Energie und dem klaren, blauem Himmel.


Die äußeren Ereignisse können alte, schmerzliche Erfahrungen aktivieren
Die Geschehnisse um uns herum aktivieren unser Nervensystem, den Ort, an dem auch unsere schmerzlichen Erfahrungen gespeichert sind. Und aktivieren heißt: Die belastenden Ereignisse in der Welt erinnern uns vielleicht an eine Erfahrung, die wir gemacht haben, als wir noch ein Baby oder Kleinkind waren. Vielleicht haben wir in einer Situation, in der wir uns bedroht gefühlt haben, nicht die Geborgenheit, den Schutz und die Hinwendung bekommen haben, die wir gebraucht hätten. Das kann das zarte Wesen in uns verletzen und innere Narben hinterlassen. Wenn die durch die äußeren Ereignisse berührt werden, kann das die alten Erfahrungen aktivieren. Das kann sich das anfühlen wie Angst, Wut und Schmerz, aber auch wie Erstarrung und innerer Nebel und Leere.
Aus therapeutischer Sicht könnte man sagen, immer dann, wenn ein Gefühl, das uns einnimmt, stärker ist, als es die Situation erfordert, ist das ein erster Hinweis darauf, dass eine alte, schmerzliche Erfahrung aktiviert sein könnte.

Ressourcen helfen, die innere Balance wieder zu finden
Glücklicherweise  haben wir aber als erwachsene Menschen in unserem Leben aber nicht nur Schmerzliches, sondern auch schon ganz viel Schönes, Nährendes und Beglückendes erlebt. Wir haben schon viele gute Erfahrungen gemacht - Menschen, die für uns da waren, wenn wir sie gebraucht haben. Menschen, die uns geholfen haben, wenn wir nicht mehr weiterwussten. Die Natur, in der wir auftanken , Musik, die uns berührt und beseelt oder Momente, in denen wir uns ganz und gar geliebt gefühlt haben.  Diese Ressourcen und Fähigkeiten können helfen, uns selbst wieder in Balance zu bringen und zu beruhigen.
In solchen herausfordernden Zeiten wie jetzt, ist es wichtig, empathisch mit sich selbst zu sein und Verbundenheit zu spüren, aber  auszusteigen aus der Resonanz mit den schlimmen und schweren Ereignissen in der Welt.

Drei Übungen für mehr Verbundenheit mit deinen Ressourcen
Ich habe dir hier drei Übungen zusammengestellt, die nur wenig Zeit brauchen und nach meiner Erfahrung sehr wirksam sind, um dich wieder mit dir und deiner Energie und deinen Ressourcen zu verbinden. Wenn du mit dir verbunden bist, schützt dich das vor einer zu starken Resonanz mit belastenden Gefühlen und Ereignissen in deiner Umgebung.

Luftballons aufblasen
Mache es dir bequem und sorge dafür, dass du für ein paar Minuten ungestört ist. Stelle dein Smartphone in den Flugmodus.
Stell dir vor, dass du einen Luftballon in den Händen hälst und aufbläst. In diesen Luftballon bläst du alles hinein, was dich gerade belastet, deine Gedanken, deine Angst, deine Unruhe. Blase ihn auf, so weit wie du möchtest. Schaue ihn dir an: Wie groß ist er? Welche Farbe hat er?  Möchtest du ihn vielleicht zuknoten oder lieber nicht, weg kicken, die Luft rauslassen oder rein stechen? Wonach ist dir? Folge deinem Impuls.
Wie ist dein Atem jetzt. Wie geht es dir jetzt? Verändere nichts. Beobachte nur.
Vielleicht ist es jetzt schon anders als vor dieser Übung. Vielleicht möchtest du noch einen Luftballon aufblasen. Dann mach´das.
Als Nächstes blase einen neuen Luftballon auf. Da hinein gibst du all das Schöne, was du schon erlebt hast. Vielleicht erinnerst du eine bestimmte Situation, vielleicht weißt du es nicht so genau. Auch diesen Luftballon bläst du so weit auf wie du möchtest. Du betrachtest ihn, wie groß ist er, welche Farbe hat dieser Ballon?  Wie geht es dir, wenn du ihn anschaust? Vielleicht zaubert er dir ein Lächeln auf dein Gesicht? Betrachte ihn eine Weile, spüre, welche Gefühle er in dir auslöst und dann entscheide, was du damit machen möchtest. Vielleicht möchtest du die Luft rauslassen und dich darin einhüllen, vielleicht möchtest du dir vorstellen, du integrierst ihn in dein Herz. Folge deinem Impuls. Wie bist du jetzt da? Orientiere dich neu, schaue dich um, da wo du gerade bist. Kannst du wahrnehmen, dass du jetzt, in diesem Moment, an diesem Ort in Sicherheit bist und dass ganz viel Schönes dich umgibt? Genieße es.

Körperliche Präsenz wieder finden
Berühre mit der rechten Hand deine Linke und versuche, deine Knochen zu spüren und taste sie langsam aber kräftig ab: Finger, Handknochen, Unterarmknochen, Oberarmknochen, Schlüsselbeine. Wiederhole das auf der anderen Seite und auch an den Beinen.
Was hat das in dir verändert? Fühlst du, dass du jetzt schon wieder mehr da und mit dir verbunden bist?  Vielleicht möchtest du auch diese Übung wiederholen. Folge dem Impuls.
Wie bist du jetzt da? Orientiere dich neu, schaue dich um, da wo du gerade bist. Kannst du wahrnehmen, dass du jetzt in diesem Moment und an diesem Ort in Sicherheit bist? Vielleicht magst du jetzt deine Lieblingsmusik hören und dazu tanzen. Vielleicht magst du dich an glückliche Momente in deinem Leben erinnern oder die Verbundenheit zu Menschen oder Lebewesen spüren, die dir nah sind. Genieße es.


Empathisch mit dir und anderen sein, Abstand zu dem gewinnen, was im Außen passiert
Diese Übung nutze ich oft zum Einstieg in ein Aufstellungsseminar in der Gruppe. Sie wirkt aber auch alleine, wenn du sie für dich anwendest. Sie besteht aus nur drei kraftvollen Sätzen, die du - gerne im Stehen - aussprechen oder auch nur denken kannst. Dabei geht es darum, empathisch mit dir und anderen Menschen verbunden zu sein, aber aus der Resonanz zu Ereignissen auszusteigen, auf die du keinen Einfluss nehmen kannst. Diese Sätze sind auch sehr kraftvoll, wenn es darum geht, das schwere Schicksal von Familienangehörigen zu achten und zu würdigen.
Nimm dir nach jedem Satz einpaar Atemzüge Zeit, um wahrzunehmen, wie es auf dich wirkt.
Ich sehe mich - .... und ich sehe das, was gerade in der Welt geschieht.
Ich spüre mich - ...und ich sehe, was gerade in der Welt geschieht.
Ich achte mich - ... und ich sehe, was gerade in der Welt geschieht.
Wie bist du jetzt da? Orientiere dich neu, schaue dich um, da wo du gerade bist. Kannst du wahrnehmen, dass du jetzt, in diesem Moment, an diesem Ort in Sicherheit bist und dass ganz viel Schönes dich umgibt? Genieße es.

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