Resilienz Coaching: "Nein" sagen nach dem INGA Prinzip

"Nein" ist ein vollständiger Satz!

Hat dich diese Überschrift dieses angesprochen? Wie schön. Dann hat das Thema, um das es hier geht, vielleicht auch etwas mit dir zu tun. Und du kannst ganz beruhigt sein, du bist in guter Gesellschaft! Denn ich kenne kaum eine:n, für den oder die "Nein-sagen" kein Thema ist, für mich natürlich auch. Sonst würde ich hier nicht darüber schreiben..;-)

Natürlich gibt es gute Anleitungen, wie es leichter wird mit dem "Nein". So z.B. das INGA-Prinzip. Meine Erfahrung ist: Das hilft in Situationen, die einem nicht so nah gehen, und es ist gut, so ein Gerüst zu haben.
Aber wenn wir emotional berührt sind, wenn wir anhaltend unter Druck sind, in Stress kommen oder wenn wir mit dem Partner:in oder den Kindern immer wieder streiten,  ist das ganze schöne Wissen wie weggeblasen. Dann greifen unsere Notprogramme und wir haben keinen Zugriff mehr auf unser kognitives Wissen. Das tieferliegende Muster übernimmt das Ruder und wir fühlen uns dem hilflos ausgeliefert, wie ferngesteuert....


Abgrenzen und Neinsagen ist also nicht allein eine Frage des Willens, sondern hat viel damit zu tun, was wir in unserer (frühen) Entwicklung gelernt haben. Um hier wirklich zu erfahren, dass es auch anders geht, lohnt es sich, mehr in die Tiefe zu gehen.

Abgrenzen ist nicht schwer, sondern eine natürliche Fähigkeit
Wir sind auf natürliche Weise abgegrenzt, wenn wir bei uns sind. Das kennst du bestimmt. Wenn du in deiner Mitte ruhst, dich mit dir verbunden fühlt, dann kannst du dich leicht abgrenzen, es ist dann irgendwie selbstverständlich und natürlich. Wenn du deinen eigenen Raum einnimmst, dann ist das wie in der Physik, wenn man z.B. einen Ball in einen Eimer Wasser drückt. Der Eimer läuft über, der Ball verdrängt das Wasser. Das bedeutet übersetzt: Da, wo du bist, kann kein anderer sein. Wenn du deinen Raum einnimmst und füllst,  verdrängst du die anderen. Und - du bist dann auch für andere wahrnehmbar. 
Wenn du dich aber so sehr zurücknimmst, dass du deinen Raum nicht fühlst und nicht füllst, sind auch deine Grenzen schwer wahrzunehmen. Dann erlaubst du anderen, in deinem Raum zu sein - mir ihrer Energie, ihren Ideen, ihre Überzeugungen.

Eigene Bedürfnisse und Wünsche spüren
Du kannst gut für dich einstehen und deine Grenzen zeigen und halten, wenn du deine eigenen Bedürfnisse und Wünschen spürst, wenn du dich "richtig" fühlst, so wie du bist, und es dir möglich ist dafür einzutreten.
Doch, wenn du als Kind gelernt hast, dass du nicht richtig bist, wie du bist - dass es besser ist, wenn du dich zurücknimmst - dass das, was du willst, nicht so wichtig ist - dass du mit Liebesentzug, Strafen oder sogar Gewalt rechnen musst, wenn du dich so zeigst wie du bist und dein Bedürfnis nach Abgrenzung zeigst. Dann verknüpft sich Abgrenzen mit diesen alten Mustern. Und wenn das Thema Abgrenzen und Neinsagen nur angesprochen wird, spürst du den alten Schmerz und die alte Angst. Und dann wird Abgrenzen gefährlich und schwierig.

Was verknüpft wurde, kann auch wieder gelöst werden
Zum Glück muss das nicht so bleiben. Denn das, was miteinander verknüpft wurde, kann auch wieder gelöst werden. Doch dazu braucht es einen achtsamen und bewussten Umgang mit dir und viel liebevolle Geduld. Und da viele dieser Muster und Prägungen in Beziehungen zu anderen Menschen entstanden sind, brauchen wir auch andere Menschen, um neue Erfahrungen zu machen.

Vielleicht magst du einmal mit folgender Forschungsfrage für dich herausfinden, wie viel Potenzial darin steckt, hier tiefer einzusteigen. Und vielleicht magst du das nicht alleine machen, sondern einen Menschen dazu einladen, mit dem du dir das gut vorstellen kannst? Allein das wäre vielleicht schon eine neue Erfahrung, die viel verändern kann.

Was wäre in deinem Leben anders, wenn du dich selbstverständlich mit Leichtigkeit abgrenzen könntest? Und woran würdest du das bemerken?
Mache es dir gemütlich, stell dir einen Timer und schreibe 10 Minuten lang alles auf, was aus deiner Tiefe dazu aufsteigt. Bewerte es nicht. Sei einfach achtsam und forschend.
Dann lese deine Antworten in Ruhe durch. Was hast du Neues über dich erfahren? Was berührt dich? Und wovon möchtest du mehr?


Ein wunderbarer Einstieg, um dich achtsam und liebevoll einzustimmen, gelingt dir vielleicht leicht über folgende kleine Übung.

Ich achte mich - ich achte dich!

Teilnehmer:innen meiner Aufstellungsgruppen kennen dieses Ritual aus meinen Gruppen: Ich spüre mich - ich spüre dich. "Ich achte mich - ich achte dich. Ich spüre mich und ich sehe dich". Diese Haltungen "machen" was mit uns, und sie wirken heilsam, nicht nur in Aufstellungen. Jetzt kannst du dich mit dieser Aufnahme einfach von mir da hindurchführen lassen. Klick


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